Braunschweig. Timo Keller über das Familienleben im Klimawandel. In dieser Folge von „Familienklima“ geht‘s um eine innovative Müllvermeidungs-Idee.
Hin und wieder müssen sie sein, da helfen keine Ausreden: Familienfeiern, Geburtstagspartys oder Jubiläumsfeten. Anlässe finden sich im Familienleben ja immer: runde Geburtstage, Hochzeiten und – ganz aktuell – Einschulungen. Anfang August ist es so weit, dann kommt die Fünfjährige in die Grundschule. Erste Weichen sind bereits gestellt, das Thema Schultüte wurde erörtert, auch in Sachen Verpflegung für die Feierlichkeiten gibt es Fortschritte zu vermelden.
Doch es gibt oft ein Nadelöhr bei Veranstaltungen dieser Art: die Ausstattung des eigenen Haushalts. Es gibt sicher Familien, die Geschirr, Besteck, Gläser, Stühle und Co. in großer Zahl für genau diese Notwendigkeit bereithalten. Wir gehören nicht dazu. Nach zwölf Gabeln ist Schluss. Bei Tellern sogar schon früher (zumindest bei gleich aussehenden). Was tun? Vor nicht allzu langer Zeit wäre sicher Einweggeschirr Teil der Lösung gewesen.
Die Idee des kostenlosen Geschirrverleihs macht Schule
Zum Glück für die Umwelt ist es das nun nicht mehr. Rund 350.000 Tonnen Einweggeschirr wurden zuletzt laut Umweltbundesamt Jahr für Jahr weggeschmissen. Bleibt noch ein Miet-Modell. Wenn Freunde oder Verwandte auch nicht aushelfen können, bleiben kommerzielle Anbieter, die ihr Partymaterial gegen Geld verleihen. Aber es gibt eine nachhaltige Alternative, die immer mehr Schule macht: kostenlose Geschirrverleihe, um Müllberge zu vermeiden.
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Der NDR hat unlängst über eine solche Initiative berichtet. Melanie Tönnis aus Hann. Münden gründete im August 2018 „Tischlein deck‘ dich“. Sie sammelt gespendete Teller, Tassen, Bestecke und Gläser, bewahrt diese in ihrer Garage – und wer für eine Party mal Bedarf hat, der vereinbart einen Termin, holt die Sachen und bringt sie später gewaschen wieder zurück. So einfach, so nachhaltig. „Es ist mein persönlicher Beitrag für die Nachhaltigkeit“, sagt Melanie Tönnis.
Inzwischen haben sich bundesweit Nachahmer gefunden. In unserer Region scheint der Trend jedoch noch nicht angekommen zu sein. Kann ja noch werden. Einen ebenfalls kostenlosen Tipp gibt es übrigens auf der Facebook-Seite von „Tischlein deck‘ dich“: Auch alte Senfgläser müssen nicht entsorgt werden, sondern funktionieren – nach dem Waschen freilich – auch prima als Trinkgefäße. Ob wir jedoch noch so viel Senf essen werden, dass es für die Einschulung im August reicht?
Haben Sie Ideen, Anregungen oder Kritik? Schreiben Sie mir: timo.keller@funkemedien.de.
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