Braunschweig. Timo Keller über das Familienleben im Klimawandel. In der Folge von „Familienklima“ geht es um die Umweltbilanz der Schokolade.
„Kann ich was Süßes, Papa?“ Eine Standardfrage unserer Tochter (5), zumeist gestellt am Nachmittag, wenn das Mittagessen schon einige Zeit her ist und das Abendbrot noch dauert. Natürlich lautet die erste Antwort nie Ja. Erstmal versucht man, die Gemüter mit Obst oder Gemüse, mit etwas Gesundem wie Apfel, Banane, Paprika und Co. zu beruhigen. Klappt meistens, jedoch nicht immer. Dann wird die nächste Stufe gezündet: flehender Blick, leicht geneigter Kopf, zitternde Unterlippe. Na gut, aber nur eine Sache zum Naschen. Am Ende werden es dann zwei.
Kommt Ihnen das aus dem Familienalltag bekannt vor? Gerade zur Weihnachtszeit, wenn der Nikolaus nebst den obligatorischen Mandarinen auch noch eine Ladung Süßkram vorbeigebracht hat, wenn im Adventskalender süße Naschereien warten und wenn Bleche voller Kekse den Backofen verlassen, ist es hier und da nicht so leicht, den Zuckerhaushalt der Kinder einigermaßen im Lot zu halten. Vor allem Schokoladiges landet dann doch einmal mehr in den kleinen Händen. Irgendwie gehört sie ja zu Weihnachten auch dazu.
Der Kakaoanbau verschlingt Unmengen an Wasser
Im Schnitt soll jeder Deutsche 9 Kilogramm Schokolade pro Jahr naschen. Das will ich den Schoko-Liebhabern auch gar nicht madig machen. Aber vielleicht ein bisschen Bewusstsein schaffen. Denn eigentlich ist Schokolade ein Luxusgut, das irgendwie zu unserem Alltag dazugehört, obwohl die industrielle Produktion aus Umweltgesichtspunkten problematisch ist. Vor allem eine Rechnung, die der WWF aufmacht, stimmt bedenklich: Für die Herstellung von 100 Gramm Schokolade würden durchschnittlich 1700 Liter Wasser verbraucht – so viel wie elf Badewannen.
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Hinzu kommt, dass der Anbau von Kakao als einer der Haupttreiber für die Abholzung von Regenwäldern gilt und allein bei der Herstellung der Kakaomasse pro Kilo 2,8 Kilogramm CO2 entstehen sollen. Kann man schlecht einordnen, daher diese Zahlen noch hinterher: Bei Kartoffeln sind es 0,5 kg und bei Kaffee 0,6 kg CO2. Puh – was heißt das jetzt? Gar keine Schokolade mehr essen? Schwierig. WWF und Co. raten dazu, nachhaltig produzierte Schoki, am besten noch mit dem Fairtrade-Siegel zu kaufen. Die ist natürlich wiederum teurer als die „normale“.
Vielleicht hilft‘s ja schon, wenn das Problembewusstsein erst einmal da ist. Bewusst genießen – das könnte doch die Formel für den nachhaltigen Schokolade-Liebhaber sein. Frei nach dem Hit von den Toten Hosen: „Keine Schokolade ist auch keine Lösung.“
Haben Sie Ideen, Anregungen oder Kritik? Schreiben Sie mir: timo.keller@funkemedien.de.
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