Braunschweig. Timo Keller über das Familienleben im Klimawandel. In der Folge von „Familienklima“ geht es um Schlittschuhe und Kindheitserinnerungen.
Von wegen, das sei ja wie Fahrrad fahren, verlernt man also nicht. Wer das über das Schlittschuhlaufen gesagt hat, den oder die würde ich gerne mal nach zehnjähriger Pause auf Kufen übers Eis flitzen sehen. Oder vielmehr stolpernd und mit den Armen rudernd. So wie mich Anfang Januar auf der Eisfläche in der Wolfsburger Autostadt. Von der Grazie von einst ist nicht mehr viel übrig. Auch das Rückwärtsfahren war früher drin. Jetzt reicht es gerade so, um sich vorwärts auf den Beinen halten.
Aber natürlich macht man sich gerne zum Honk – für die Kinder. Unsere Fünfjährige wollte unbedingt und so gerne (Rehaugen-Blick inklusive) Schlittschuh laufen. Aller Widerstand half nichts. Schlittschuhe ausgeliehen, umständlich hineingezwängt, dann aufs Eis, und – große Überraschung – es war glatt. Zu glatt. Nach fünf Minuten hatte Madame keine Lust mehr, Papa drehte noch einige wacklige Runden, um dann heilfroh (weil keine Knochenbrüche) ebenfalls die Schuhe wieder auszuziehen.
Schlittschuhlaufen ohne Dorfteich – das wird schwierig
Doch auch diese zugegeben kurze Episode auf Kufen hat Kindheitserinnerungen geweckt – an ganze Tage, die man früher auf dem zugefrorenen Dorfteich auf Schlittschuhen verbracht hat; einfach nur Kreise fahrend oder hin und wieder sogar Eishockey spielend. Könnte man eigentlich öfter machen. Einziges Problem, also für uns: Das Dorf, in dem wir jetzt wohnen, hat gar keinen Teich. Blieben die Nachbarorte oder die Eissporthallen in Wolfsburg und Salzgitter. Was aber irgendwie nicht dasselbe ist.
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In diesem Jahr könnte sich aber eine andere Möglichkeit auftun, Schuld hat das Hochwasser. Denn wir haben zwar keinen Teich, dafür aber die Oker nebenan – und aktuell geht deren Überschwemmungsgebiet bis zum Dorfrand. Das ist für alle, die vom Hochwasser betroffen sind und Schäden zu beklagen haben, natürlich großer Mist. Aber bei einer Busfahrt belauschte ich unlängst Mitglieder der Dorfjugend, die sich darauf freuten, auf den überschwemmten Wiesen dank der Minustemperaturen bald Schlittschuh zu fahren.
Kleiner Exkurs zum Abschluss, was das Hochwasser mit dem Klimawandel zu tun haben könnte (auch wenn der eine oder andere jetzt natürlich einwirft, dass es solche Ereignisse schon immer gab): Warme Luft speichert mehr Wasserdampf als kalte. Was das in Zeiten einer globalen Erwärmung für die Regenmenge bedeutet, kann sich jeder/jede selbst ausrechnen – auch die Schlittschuh-Freunde unter uns.
Haben Sie Ideen, Anregungen oder Kritik? Schreiben Sie mir: timo.keller@funkemedien.de.
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