Wolfsburg. Die Sprint-Hoffnung des VfL Wolfsburg darf völlig überraschend im Finale der inoffiziellen Staffel-WM ran. Geht‘s sogar zu Olympia?

Was ist das bitte für ein krasser Sprung? Als „Küken“ im Team hatte der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) die erst 19 Jahre alte Wolfsburger Sprint-Hoffnung Nele Jaworski mit ins USA-Trainingslager genommen. Reinschnuppern, Erfahrungen sammeln - so war es die Abiturientin selbst angegangen. Plötzlich stand sie sogar im sechsköpfigen deutschen Aufgebot für die World Relays, die inoffizielle Staffel-WM auf den Bahamas. Und in der Nacht zu Montag lief das VfL-Ass dann sogar das Finale über 4x100 Meter - und machte es an ungewohnter Position richtig stark!

Die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Paris (26. Juli bis 11. August) hatten Louise Wieland (Hamburger SV), Lisa Mayer (Sprintteam Wetzlar), Gina Lückenkemper (SCC Berlin) und Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar) in 42,72 Sekunden bereits in der Nacht zu Sonntag abgehakt. Das war für die deutsche 4x100m-Staffel das Hauptziel gewesen.

Jaworski macht es an verantwortungsvoller zweiter Position richtig stark

Vor dem Finale war Mayer leicht angeschlagen, und Jaworksi hatte die so verantwortungsvolle Position 2 bereits eine Woche zuvor in Jacksonville übernommen. Verantwortungsvoll, weil der Staffel-Stab einmal angenommen und einmal abgegeben werden muss - da kann vieles schiefgehen. Zumal die Wolfsburgerin an dieser Position erst zum zweiten Mal rannte. Beim Gold-Coup bei den U20-Europameisterschaften im vergangenen Jahr in Jerusalem war sie die Startläuferin.

Doch bei der Nationalmannschafts-Debütantin ging in der Nacht zu Montag gar nichts schief. Das DLV-Küken zeigte sich unbeeindruckt von der großen Show drumherum, von der unerwarteten Verantwortung und den großen Namen, mit denen sie auf einmal rennen durfte. Die Wechsel von Wieland und zu Lückenkemper klappten reibungslos, viel besser kann ein Debüt auf dieser Bühne gar nicht laufen. Kleiner, aber verschmerzbarer Wermutstropfen: Für eine Medaille reichte es nicht ganz für die DLV-Staffel, sie wurde in 42,93 Sek. Vierter hinter Großbritannien (42,80 Sek.). Der Sieg ging an die US-Staffel (41,85 Sek.).

Bundestrainer gibt Nele Jaworski tolles Feedback

„Der Bundestrainer hat mir gleich geschrieben, dass Nele einen Bomben-Job abgeliefert hat“, sagte VfL-Trainerin Birgit Morawietz strahlend. Auch sie hat sich den Lauf angeschaut, war mächtig stolz auf ihre Sportlerin. Morawietz hatte schon bei der Nominierung während des US-Trainingslagers so ein Gefühl, dass es tatsächlich mit einem Start auf den Bahamas klappen könnte, Jaworski bereitete sich in Nassau auch dementsprechend vor.

Dieses sehr gute Rennen auf den Bahamas und die Eindrücke aus Florida zuvor haben Jaworski, die gerade erst in die U23 hochgerückt ist, ins erweiterte Aufgebot der DLV-Staffel gespült. Sogar eine Olympia-Nominierung ist jetzt möglich!

Jaworski: Jetzt geht‘s ums Abi und die DM-Quali für Braunschweig

Am Dienstagabend wird das VfL-Ass in Wolfsburg zurückerwartet. In den kommenden Tagen ist Regeneration angesagt - und das Abitur. Wegen des Trainingslagers hatte sie einen Großteil der Prüfungen verschieben dürfen. Die 19-Jährige war aber in den USA fleißig, lernte eben am Pool. Sportlich geht es nach dem Highlight in Übersee vor allem ums Tagesgeschäft: die Qualifikation für die deutschen Meisterschaften in Braunschweig (29./30. Juni), denn einen Einzelstart hatte sie in der Freiluftsaison noch nicht.

Gelingt es dem VfL-Ass, die Eindrücke der vergangenen Wochen und Monate weiter auf die Bahn zu bringen, dann kann sie es in den deutschen Olympia-Kader schaffen. Ihren ersten Freiluft-Start in Deutschland absolviert Jaworski am 18. Mai beim „Fast Arms, Fast Legs“, einem Einladungsturnier in Wetzlar.

Ohne Luna Bulmahn: 4x400-Staffel der Frauen verpasst Paris-Quali auch im zweiten Anlauf

Auch im zweiten Anlauf hat die deutsche 4x400m-Staffel der Frauen die Olympia-Qualifikation verpasst. Im Vorlauf war das Team mit der Wolfsburgerin Luna Bulmahn (ehemals Thiel) als Startläuferin Fünfte geworden (3:32,04 Minuten). Beim zweiten Anlauf für das Paris-Ticket lief es ohne die VfLerin, die durch Alica Schmidt ersetzt wurde, nicht besser. Die Staffel wurde Vierter, es fehlten fast drei Sekunden im Vergleich zu den qualifizierten Inderinnen.

Zu den Olympischen Spielen geht‘s dafür für die 4x100m-Staffel der Männer, die nach einem verpatzten Wechsel im Auftaktrennen ihre zweite Chance nutzte. VfL-Sprinter Deniz Almas war allerdings nicht dabei. Er gehörte nicht zum sechsköpfigen Aufgebot, das sich von Florida aus zu den World Relays aufmachte.